Das Tagebuch für unseren Pflegehund Miki

Seit dem 16. November 2011 haben wir einen Pflegehund - Miki. Der Hilferuf kam am 15. November per Mail:

 

Miki is about 10 years old male dog. He is in perfect condition, its possible that he is younger:-) His hair are in really bad condition, nobody combed his hair for a long time we think. He is very skinny. He was seen walking around Goleniow for almost 3 weeks. Now he is on the chain waiting to go to Bialogard Tierheim. He is positive to other dogs. Not very trustfull to people but when you give him more time he becomes your friend. Please help!!

 

Auf die Nachfrage, ob er dem Tierarzt vorgestellt wurde, kam die Antwort:

Yes he was checked and he said that he is in really good condition only his teeth are not well. He must have eaten stones:-)))))
He is chipped, injected for all and has EU pass!!

 

Dazu kamen diese Fotos:

Wer könnte einem wolfsspitzfarbenen Erdmännchen schon widerstehen?!

Und der Satz "Not very trustfull to people but when you give him more time he becomes your friend" kann einen Spitz-Menschen nun wirklich nicht abschrecken!

 Nun ist Miki bei uns eingezogen. Bis jetzt können wir nur sagen, daß es ihm nicht an Selbstbewußtsein mangelt und es ein kleines Verständigungsproblem gibt  - ích spreche kein polnisch und Miki hört nicht auf seinen Namen (kein Wunder bei einem Fundhund). Carlchen bemüht sich, ein guter Gastgeber zu sein, Ben zieht sich ein wenig beleidigt zurück und Miki - liegt mir unter meinem Schreibtisch zu Füßen.

17.11.2010

Miki mag gerne: spazierengehen (läuft gut an der Leine) , sich streicheln lassen (schmust wie eine Katze), autofahren, in der Küche auf Futter warten.

Miki mag nicht so gerne: sich hochheben lassen, sich vom Tierarzt die Verletzung am Schwanz angucken lassen (dort wurde er gewogen, 6,8 kg, er kann durchaus ein bißchen zulegen).

 

Er hat bestimmt mal ein gutes Zuhause gehabt, er ist nicht handscheu, er weiß, was es bedeutet, wenn man Mantel oder Schuhe anzieht. Er lernt recht schnell, ich habe den Eindruck, er weiß inzwischen, daß er gemeint ist, wenn ich "Miki" rufe.

Wir waren heute einkaufen, er brauchte ja ein Geschirr und eine Leine (als Wolfsspitzmensch hat man solche kleinen Teile nicht unbedingt zu Hause), er hat sich problemlos vom Verkäufer das Geschirr anpassen lassen. Auch mit großen schwarzen Labradoren geht er problemlos um.

18.11.2010

Aufregend war es heute - allerdings mehr für mich. Beim Holzholen hatte ich wohl die Tür zum Gärtlein nicht ganz richtig zugemacht (sie ist wegen der Feuchtigkeit verzogen), und schwupps waren Carlchen "Doch, ich bin der Chef", Ben "Fürchte mich" und "Miki der Unerschrockene" draußen. Ben und Carlchen liefen auf Zuruf zurück, aber Miki wollte die Freiheit auskosten und reagierte erst mal auf gar nichts. Wäre ja kein großes Problem, wenn der Zaun zur vielbefahrenen Bundesstraße vollständig wäre ...  Also, nicht aufregen, Ruhe bewahren und vorsichtige Annäherung  an Miki, der jeden Grashalm genau untersuchen musste und daher sehr langsam unterwegs war. Endlich hatte ich ihn am Geschirr "im Griff", da fing das Kerlchen an zu schnappen, aber hast Du nicht gesehen. Dank der Arbeitshandschuhe vom Holzholen brauchte ich mir keine Sorgen zu machen, aber wie ihn ohne Leine die 20 m zum Gartentor zurückbringen? Langsam, wie der Ornithologe in "Mr. Hobbs macht Ferien",  wie gut daß uns keiner gesehen hat  :-)

Kaum war die Tür zu, sagte ich "dobre" zu ihm, und alles war wieder gut  - und das schnappen hätte mich auch ohne Handschuhe nicht treffen können.

Morgen bekomme ich ein kleines "Hundewörterbuch deutsch-polnisch", vor allem mit Lautschrift, damit ich es auch halbwegs verständlich aussprechen kann.

Das Körbchen wird sonst komplett von Carlchen ausgefüllt
Das Körbchen wird sonst komplett von Carlchen ausgefüllt

20.11.2010

Heute waren wir an der Ostsee, und ich kann nur sagen: Miki hat ein enormes Tempo drauf und die dazugehörige Kondition. Es war mehr ein "Strandrennen", und entsprechend schwierig war es, Fotos zu machen.  Miki hat kein Problem mit anderen Rüden, nur macht er ihnen unmißverständlich klar, daß er zwar ein kleiner Rüde ist, aber deswegen  niemand auf ihn herabsehen darf. Wenn der andere Rüde das versteht, steht einer friedlichen Koexistenz überhaupt nichts im Weg.

 

Die drei Rüden hier haben inzwischen ihre Rangordnung klar gemacht, der Leidtragende ist der kastrierte Ben. Carlchen ist unangefochten Chef, das macht er - für ihn ungewöhnlich - ohne großes Getöse deutlich klar und es wird von Miki (jedenfalls zur Zeit)  klaglos akzeptiert.  Das funktioniert aber wohl nur deshalb so gut, weil ich hier 24 Stunden am Tag den Oberchef raushängen lasse, und so allen klar ist, daß ich keine Lust auf Zankerei habe und Ben mein Herzibopperl ist und bleibt.

 

Die ""Ornithologen-Arie" hatte für beide Seiten etwas Gutes. Ich musste Miki ohne Hilfsmittel (nicht mal die Sprache hatte ich ja) dazu bewegen, etwas zu tun, was er eigentlich nicht wollte. Miki hat gelernt, mir etwas mehr zu vertrauen als bisher, und ich habe gelernt, welche Möglichkeiten ich habe, etwas Vertrauen aufzubauen. Auch wenn ich wirklich arge Angst um Miki hatte, so hatte es doch letztlich was richtig gutes als Ergebnis.

 

Wo bleibt der grüne Pansen?! (Die beiden gucken, als ob sie das Desaster vom nächsten Abend schon ahnen)
Wo bleibt der grüne Pansen?! (Die beiden gucken, als ob sie das Desaster vom nächsten Abend schon ahnen)

21.11.2010

Highlight des Tages: Miki legt sich auf den Rücken und will von mir am Bauch gekrault werden, bis mir der Arm abfällt.

Flop des Tages: Pürierter Kohlrabi gemischt mit Hüttenkäse für meine Jungs und mit Sahnequark für Miki - der am Napf steht und das alles nicht glauben kann. Er probiert von den Resten der beiden anderen (die fast nichts übrig gelassen haben), und kann überhaupt nicht verstehen, wie man so was runterbringen kann. Carlchen freut sich über die unverhoffte Portion (und ich kann mir überlegen, wo ich sie ihm wieder abziehe  ;-)  )

24.11.2010

Seit heute ist Miki ganz offiziell zu vermitteln. Nach einer Woche kann ich ihn so beschreiben:

 

Spitz-Mix Miki – klein aber oho!

Er ist fröhlich, unkompliziert und unternehmungslustig, lernt gern und schnell, ist selbstbewusst, hat eine sehr gute Kondition, liebt ausgedehnte Spaziergänge, ist anhänglich und verschmust, braucht aber nach Spitzart etwas Zeit, bis er Vertrauen fasst.

Miki lebt zur Zeit auf einer Pflegestelle in Talkau mit

2 Wolfsspitzrüden zusammen.

Miki ist ein Fundhund, ca. 8 Jahre alt, nicht kastriert, wiegt ca. 7 kg.

 

Dazu das Erdmännchen-Foto. Ich drücke ihm die Daumen, daß sich bald die richtige Familie findet.

 

Miki fügt sich immer mehr in das Rudel hier ein. Carlchen wird ab und an an der Schnauze geleckt, Ben wird weiterhin mehr oder weniger ignoriert (Ben leidet immer noch sehr darunter, nun die Nr. 3 zu sein, er fühlt sich nur beim Spazierengehen so richtig wohl). Heute hat Miki beschlossen, im Auto nicht mehr im golden Käfig auf der Rückbank zu fahren, sondern ist ganz selbstverständlich mit den anderen hinten in den Kombi eingestiegen. Und blieb auch brav sitzen, bis ich "aussteigen" gesagt habe - er hat wirklich viel gelernt in dieser Woche (so schnell möchte ich auch mal eine fremde Sprache lernen  :-) ).

25.11.2010

Leider mal wieder ohne Fotos - aber unterwegs mit drei Hunden ist es wirklich schwierig, ordentliche Fotos zu machen.

Heute waren die drei Herren über vier Stunden allein zu Haus  - offensichtlich ohne Probleme untereinander, worüber ich heilfroh bin. Nur von den Nachbarn wurde berichtet, daß es hier zwischendurch wohl nicht ganz leise war.

 

Die ersten Aushänge sind verteilt, bin schon gespannt, ob sich jemand für ihn meldet.

Miki hat nicht mehr alle Zähne, und die verbliebenen sind recht runtergearbeitet, aber blitzweiß. Er hat die Angewohnheit, mit Steinen zu spielen und auf ihnen rumzukauen, das erklärt den Zustand.

Es macht sich immer mehr bemerkbar, daß Miki wohl mal ein ordentliches Familienleben gehabt haben muß. Die drei oder mehr Wochen streunen scheinen keinen großen Schaden angerichtet zu haben. Nur hochheben lässt er sich nicht, da schnappt er nach wie vor, aber ganz zurückhaltend - es braucht wohl noch ein paar Tage Geduld (auch mit dem ersten Bürsten werde ich noch warten, die Verknotungen lassen sich eh nur mit viel Ausdauer lösen, und sonst sieht er ganz manierlich aus).

 

Beim Spaziergang am Nachmittag muß Miki wohl von mir unbemerkt etwas ungutes gefressen haben, jedenfalls hat er jetzt Magengrummeln und Carlchen eine 1,3 fache Portion Hühnermägen im Magen (bisher ohne Grummeln).  Miki ist übrigens immer noch klapperdürr, Fastentage kann er sich nicht leisten. Mal sehen, wie die Nacht wird.

3-fach bewachte Haustüre
3-fach bewachte Haustüre

26.11.2010

Die Nacht war ruhig, Miki hat aber trotzdem heute morgen nichts gefressen (dafür heute abend aber wieder, da gabs ja auch Huhn). Ich glaube, er ist ein kleines Leckermäulchen, und vielleicht ist er deshalb so dürr, weil er ein bißchen mäkelig ist beim essen. Er ist qietschvergnügt, also kann ihm eigentlich nichts ernsthaftes fehlen.

02.12.2010

Nun wirds aber Zeit,wieder ein bißchen über Miki zu schreiben.

Am letzten Sonntag waren wir im Höltigbaum, um zu sehen, ob es auch Leine klappt mit dem Kommen etc. Zuhause und im Gärtlein ist das ja alles kein Thema mehr (auch hochheben klappt inzwischen problemlos).

Aber kaum waren wir auf dem Gelände, hatte Miki keine Augen und Ohren mehr für mich oder Carlchen oder Ben. Also leider nichts mit ohne Leine laufen. Nun werden wir ein wenig an uns beiden arbeiten ;-)

Da es bei uns lausig kalt ist, hat Miki heute ein kleines Mäntelchen bekommen. Er ist nicht sehr begeistert, aber da er immer noch so mager ist, möchte ich kein Risiko eingehen.

Der kleine und der große Wolf
Der kleine und der große Wolf

05.12.2010

Das schöne Winterwetter haben wir für einen langen Spaziergang rund um Lütauer See und Schmalsee genutzt. Dabei hat sich Miki "unsterblich" in eine weiße Großpudeldame verguckt und die beiden haben schön miteinander getobt. Schade, daß die Kamera nicht dabei war.

Später haben ein paar Schwachkappen schon mal ihre Sylvesterböller in unserer Nähe getestet. Miki blieb völlig unbeeindruckt davon.

14.12.2010

Die internetlose Zeit ist nun (hoffentlich) vorbei.

 

Miki lässt sich inzwischen sogar sehr gerne bürsten, einige der Knoten hinter den Ohren haben schon klein beigegeben.

Gestern hatten wir "Handwerkertag" und das unternehmungslustige Kerlchen musste einige Male im Bad warten, bis die Haustür wieder geschlossen werden konnte - das schätzt er überhaupt nicht. Immer dabei, möglichst vorneweg und notfalls auf meinem Arm - aber bloß nicht aus- oder eingesperrt werden.

15.12.2010

Gestern hatte Miki ein Vorstellungsgespräch und hat sich vorbildlich benommen!

Nun müssen nur noch - wie meistens - ein paar organisatorische Steine aus dem Weg geräumt werden, und Mikis Umzug in ein schönes Zuhause steht nichts mehr im Weg  :-)

17.12.2010

Leider hat es nicht geklappt - an Miki lag es bestimmt nicht.  Er hat gekämpft wie ein kleiner Löwe und alles in die Waagschale geworfen, was er an positiven Eigenschaften hat, aber die Umstände waren einfach gegen ihn.

Er war gestern abend ziemlich geknickt, er hat gemerkt, daß irgendetwas total schief gelaufen ist, aber hatte ja alles richtig gemacht. Es wäre ein ganz toller Platz mit einem sehr liebenswürdigen Frauchen gewesen und wir drücken die Daumen, daß  im Laufe des nächsten Jahres dort doch noch ein Tierschutzhund sein  Zuhause findet.

 

Zum Ausgleich haben wir heute das tolle Winterwetter genutzt und einen gaaaanz langen Spaziergang gemacht. Und Miki durfte heute das erste Mal eine ganze Weile ohne Leine mitlaufen - er hat seine Freiheit sehr genossen, aber nicht ausgenutzt.